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Hochwasser

 

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3 Fragen an...

Herrn Remo Köchli, Gastgeber im Hotel Restaurant Schiff am Rhein, Rheinfelden

1. Sie leben in Rheinfelden und führen das Hotel Schiff, welches direkt am Rhein liegt. Wie haben Sie das Jahrhunderthochwasser im Mai 1999 erlebt?

Nun, in den Tagen und Nächten um den 12. Mai 1999 herum gab es in grossen Teilen im Kanton Aargau, insbesondere auch in der Region des Fricktals, erhebliche Regenniederschläge, die eigentlich nicht so recht in diese Jahreszeit passten. Dies führte dazu, dass der Rhein in besagten Tagen kontinuierlich und immer bedrohlicher zu einem breiten, mächtigen und reissenden Strom anschwoll. Die gewaltigen Wassermengen hatten im natürlichen Wasserbett des Rheins gar keinen Platz mehr. Am 12. Mai 1999 hatte sich das Wasser des Rheins bei der sehr bekannten Rheinbrücke in Rheinfelden dann dermassen hoch zurück gestaut, dass die kritische Wasserstands-Pegelhöhe von knapp 6 Meter überschritten wurde.

Dies hatte zur Folge, dass wir am Abend des 12. Mai 1999 einen erheblichen Wassereinbruch aus zwei Seiten herein in die Liegenschaft des Hotels zu verzeichnen hatten. Selbstverständlich war die Feuerwehr von Rheinfelden und Möhlin bereits seit vielen Stunden damit beschäftigt, das Wasser aus dem Keller und dem Restaurant heraus zu pumpen, dies allerdings mit eher bescheidenem Erfolg. Um ca. 21 Uhr, am Abend des 12. Mai 1999, brach im Rheinsaal im Parterre zudem eine grosse Fensterscheibe. Dies hatte zur Folge, dass eine unwahrscheinlich grosse Wassermenge von der Rheinseite her ins Erdgeschoss und durch das Restaurant in den Keller floss. Innert Minuten war sodann der ganze Keller des Hotels, (ca. 400 m2) überflutet. Auch das Restaurant und die gesamte Küche, (zusammen ca. 600 m2) waren innert Minuten komplett unter Wasser. (Wasserstand im Parterre nach Überflutung des Kellers ca. 1 Meter!)

Die beiden Feuerwehren von Rheinfelden und Möhlin mussten aufgrund der enormen Wassermengen schlussendlich um ca. 23.00 Uhr am Abend des 12. Mai kapitulieren, da keine genügend grosse, leistungsfähigere Wasserpumpen mehr zur Verfügung standen, um damit die enormen Wassermengen abpumpen zu können. Unser Hotel erlitt so erheblichen Schaden, wobei das Parterre beinahe vollständig zerstört wurde. Totalschaden an sämtlichen elektrischen Maschinen, Installationen der Haustechnik sowie an allen Apparaten und Einrichtungen im gesamten Kellerbereich; Totalschaden am gesamten Möbel- und Maschinen-Inventar im Restaurant, im Parterre und Totalschaden im gesamten Küchenbereich; so lauteten die unerfreulichen Folgen des Jahrhunderthochwassers für unser Hotel...

2. Wahnsinn! Wie konnten Sie diese Zerstörung emotional wie auch finanziell verkraften? Erzählen Sie doch bitte ein wenig von der Zeit nach der Hochwasserkatastrophe...

Die entstandenen Schäden waren tatsächlich enorm. So betrug die Schadenssumme insgesamt ca. Fr. 2,5 Mio. Zum Glück sind wir gegen solche Elementarschäden für alle Situationen versichert, womit sich der materielle Schaden für uns in erträglichen Grenzen hielt. Finanziell traf es so in erster Linie die Versicherungen; alleine unsere hauseigene Versicherung hatte einen Schaden von ca. Fr. 900'000.- zu tragen. Emotional traf es uns schon viel stärker. Die Zeit nach dem Hochwasser und die ganzen Aufräumarbeiten waren für mich, meine Frau und für unser Personal mit sehr vielen Emotionen verbunden und nicht immer leicht und angenehm. Aufgrund des enormen Schadens, der entstanden war, musste die gesamte Hotelliegenschaft ab dem 12. Mai 1999 für unbestimmte Zeit geschlossen werden. Jedoch gab es für uns nie den geringsten Zweifel, dass wir als Pächter dieses Hotels, zusammen mit der Feldschlösschen Brauerei als Hauseigentümerin, dieses Haus nicht wieder eröffnen würden. Der Optimismus war nötig, denn der Wiederaufbau gestaltete sich äusserst kompliziert und mühsam und zog sich lange hin. Innerhalb von knapp 9 Monaten musste ein technisches Sanierungs-Konzept mit zahlreichen Spezialfirmen der Bau- und Bau-Zulieferbranche erarbeitet werden. Es galt die Frage zu klären, ob überhaupt, und wie man einen solch enormen technischen Schaden, der an der Liegenschaft, an sämtlichen technischen und elektrischen Einrichtungen sowie dem umfangreichen Mobiliar entstanden war, innert kürzester Zeit wieder in Stand stellen könnte. Niemand wusste wirklich genau Bescheid, wie man einen solchen Schadenfall voran treibt. Es musste zuerst einmal ein umfangreiches Gesamt-Sanierungskonzept erarbeitet werden, was einige Wochen in Anspruch nahm. Danach folgte eine Bauphase von knapp neun Monaten. Im Zuge der lang andauernden Renovationsarbeiten wurden dann zeitgleich sämtliche 45 Hotelzimmer total renoviert und auf einen zeitgemässen Inneneinrichtungsstandard gebracht. Zudem wurden zahlreiche bauliche und technische Veränderungen im und um das Hotel Schiff am Rhein vorgenommen, die zum Schutz vor einem zukünftigen Hochwasser beitragen werden. Am 2. Februar 2000 konnte so ein komplett neu renoviertes Haus seine Tore wieder öffnen.

Mit Freude durften wir feststellen, dass sich unser ***-Hotel Schiff am Rhein in Rheinfelden seither wieder zu einem weit herum geschätzten und bekannten Stadtbusiness- und Seminarhotel entwickelte und daneben zu den führenden Gastronomie-Häusern in der Region rund um Basel gehört.

3. Wie stehen Sie eigentlich persönlich dem Rhein gegenüber? Haben Sie eine spezielle Beziehung zum Rhein?

Für meine Frau und mich, sowie für unsere MitarbeiterInnen hier im Hotel Schiff am Rhein, ist der Rhein ein Bestandteil unseres Lebens im Einklang mit der Natur und stellt für uns keine Bedrohung dar, auch wenn wir zwischenzeitlich seit dem Jahr 1999 schon einige Male wieder mit einer drohenden Überschwemmung zu kämpfen hatten.