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Berichte

Graubünden im August

 

Unterwegs auf abenteuerlichen Wegen

Nachdem der erste Kurzaufenthalt im Bündnerland nur mässig erfolgreich war, planten wir, ein zweites Mal ins Quellgebiet des Rheins zu fahren. Dank des guten Wetterberichts und der äusserst kooperativen Kraftwerke Hinterrhein AG, die sich bereit erklärten, uns einen ganzen Tag lang Staumauer, Stauseen und technische Anlagen zu zeigen, war die Vorfreude diesmal wesentlich grösser.
Wanderweg zum Tomasee
Oben: Wanderweg zum Tomasee
Am Dienstag, 8. August, ging die Reise los. Mit dem Zug ging es von Baden via Zürich, Göschenen und Andermatt auf die Passhöhe des Oberalppasses, von wo aus wir (Markus und ich) zum Tomasee wanderten. Die kühle Bergluft und der Bergwanderweg, der zunächst durch ein Feld von allerlei Kuhfladen (grosse, kleine, alte, frische...;)) und danach über ein wackeliges Gesteinsfeld führte, zeigten unmissverständlich, dass wir uns auf einer Höhe von ungefähr 2'300 m ü. M. bewegten. Die Wanderung vom Oberalp zum Tomasee dauerte nicht viel länger als eine Stunde, war aber dennoch happig. Die Kälte, der steile Weg und das schwere Gepäck am Rücken machte uns zu schaffen. Grosse Erleichterung kam auf, als wir den tiefblau glitzernden Tomasee erreichten. Die folgende Stunde verbrachten wir mit fotografieren, filmen und essen. Nachdem wir den See aus allen möglichen Perspektiven aufgenommen hatten, befestigten wir an einer übersichtlichen Stelle auf einem Stein unser erstes Werbeplakat und eröffneten unsere gross angelegte Werbekampagne. Anschliessend wanderten wir zurück zur Passhöhe, was deutlich weniger anstrengend war als der Aufstieg. Nach einem kurzen Aufenthalt am Bahnhof Oberalp ging die Reise weiter nach Chur.
Eine ganze Stunde verstrich, bis die langsame Matterhorn-Gotthard-Bahn in Disentis einfuhr und uns der Zugchef zum Umsteigen aufforderte. Danach ging es mit der RhB via Ilanz durch die Rheinschlucht nach Chur. Diese eindrückliche Strecke durch die Rheinschlucht war uns bereits vom April her bekannt, doch dieses Mal waren nur die Felsen grau, nicht aber der Himmel. So genossen wir die schönen Ausblicke, wobei sich Markus aus dem Fenster lehnte und fotografierte. Die Zugfahrt endete schliesslich in Chur, wo wir uns mit grossem Hunger in den McDonalds stürzten um unsere knapp einstündige Pause mehr oder weniger sinnvoll zu überbrücken. Nach diesem laut Tischset überaus gesunden Nachtessen setzten wir uns ins Postauto nach Bellinzona, welches uns sicher nach Splügen bringen sollte. Nun, wir kamen dort zwar an, doch die Fahrt entwickelte sich zum Abenteuer. Der Tessiner Postautochauffeur entpuppte sich schon kurz nach Chur als Hobbyrennfahrer, liess keine Gelegenheit aus, Gas zu geben und räuberte auf der Passstrasse in Richtung San Bernardino (die Autobahn war aufgrund Bauarbeiten bergwärts gesperrt) rücksichtslos um die Kurven, während die Passagiere um ihr Leben fürchteten. MGB in Göschenen
Oben: Matterhorn-Gotthard-Bahn in Göschenen
Postauto in Splügen
Oben: Mit dem Postauto
erlebten wir einige abenteuerliche Momente
Nun, an einer Haltestelle vergass er gar, die hintere Türe zu schliessen, worauf er in der nächsten Rechtskurve eine Leitplanke touchierte. Sichtlich genervt durch die entstandenen Kratzer, drückte der Fahrer noch stärker aufs Gas. Ob das Postauto es bis nach Bellinzona schaffte, ist unklar. Wir jedenfalls setzten unsere Füsse in Splügen wieder auf sicheren Boden und verbrachten einen gemütlichen Abend in der grosszügigen Ferienwohnung von Familie Boner (Vielen Dank!).

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Hinterrheins. Das Postauto brachte uns vor die Zentrale Ferrera der Kraftwerke Hinterrhein AG, wo wir vom Zentralen-Chef persönlich, Herrn Toni Bernet, empfangen wurden. Er führte uns engagiert durch die gesamte Anlage; keine Türe blieb uns verschlossen. Doch damit nicht genug – als wir die Zentrale Ferrera, die sich übrigens mitten im Berg drin befindet, gesehen und dank der guten Erklärungen von Herrn Bernet auch verstanden hatten, fuhren wir mit seinem Subaru zum Lago di Lei, dem grössten Stausee im Kanton.

Die wiederum sehr abenteuerliche Bergstrasse wurde gerade saniert und war mit einem Lichtsignal geschmückt, dessen Rotphase sage und schreibe 15 Minuten (!) dauerte. Doch trotz der langen Wartezeit – die Fahrt hat sich gelohnt. So bestaunten wir Stausee und Staumauer, zuerst von aussen, letztere dann auch noch von innen. Zusammen mit unserem Führer spazierten wir innerhalb der Mauer durch verschiedene Gänge, die uns von ganz oben in die Mitte nach unten führten. Dort verliessen wir die Mauer und nutzten den exklusiven Standort, um unsere drei Fragen an Herrn Bernet zu richten. Um wieder zum Eingang zurück zu gelangen, benutzten wir (zum Glück) den kleinen Betriebslift, der uns vom untersten in den obersten Kontrollgang hinaufbeförderte. Von dort aus ging es die ganze Strecke zurück zum Anfang der Mauer. Abgerundet wurde die Führung durch einen Besuch im neulich eröffneten Inforama. Danach ging es zurück nach Splügen, wobei uns Herr Bernet bis zur Rofflaschlucht brachte, wo wir einen kurzen Zwischenhalt einlegten und den berühmten Wasserfall besichtigten. Baustelle im Avers
Oben: Die erwähnte Baustelle auf dem Weg zum Lago di Lei
Splügen
Oben: Blick aus unserer Ferienwohnung
Zurück in Splügen kamen wir dank Fertigpizza und Cola zu neuen Kräften und führten am frühen Abend unsere kleine Umfrage, die wir in Ilanz begonnen hatten, weiter, indem wir Personen auf der Strasse nach dem Ursprung des Rheins fragten und die Antworten auf Video aufzeichneten. Dabei ergaben sich lustige Szenen, weshalb wir nicht warten konnten und den Film noch am selben Abend schnitten und fertig stellten. Dies dauerte aufgrund unserer hohen Ansprüche satte zweieinhalb Stunden, machte aber unheimlich viel Spass.

Bei wunderschön blauem Himmel packten wir am folgenden Morgen unseren Rucksack um – nach einem kurzen Besuch im Volg – den Bus nach Chur zu erreichen. Spätestens nach der Viamala-Schlucht in der Nähe von Thusis hatte sich das gute Wetter aber leider verabschiedet, weshalb wir auf die geplante Wanderung durch die Rheinschlucht verzichteten. Dies konnten wir aufgrund einiger guter Aufnahmen vom Dienstag leicht verschmerzen. Von Chur fuhren wir dennoch nach Versam-Safien, um dort ein paar Werbeplakate zu befestigen und ein paar Fotos zu machen. Zurück in Chur bestiegen wir den Intercity, welcher uns nach Zürich bringen sollte. Dieser Zug blieb dann aber – wie sollte es anders sein – aufgrund einer Lokstörung in Chur stecken, worauf wir nochmals umsteigen durften um anschliessend im vollbesetzten Interregio nach Zürich zu reisen. Die anschliessende Weiterfahrt blieb dann jedoch ohne besondere Vorkommnisse, weshalb wir uns zurücklehnen und über drei tolle Tage freuen konnten.

Matthias Gass